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Dänemark und die Dänen allgemein

Dänemark ist ein kleines Land nördlich von Deutschland. Es besteht aus einer Halbinsel und einer mir nicht näher bekannten Zahl von richtigen Inseln. Die größte davon ist Seeland und trägt neben der Hauptstadt Kopenhagen auch unseren 2003er Urlaubsort Næsby Strand. Dieser liegt nicht weit entfernt von Slagelse und in Sichtweite der Størebæltbrücke, einem imposanten Bauwerk, das Seeland mit der Insel Fünen verbindet.

Die Dänen sind ein von Wind und Wetter gekennzeichnetes Volk, auf den ersten Blick etwas rüde im Umgang, aber wenn man erst mal Sprachkontakt herstellt, dann zeigt es sich von seiner freundlichen Seite. Dieser Sprachkontakt kann für Touristen durchaus in Englisch entstehen, denn das sprechen viele Dänen. Dänisch ist dagegen eine Sprache, die sich dank ihrer sehr verschliffenen Aussprache etwas mühsam aneignen läßt. Geschriebenes Dänisch kann man aber mit etwas gutem Willen durchaus deuten.

Der Däne und sein Bier

Obwohl Bier in Dänemark nicht wirklich billig ist, ist Biertrinken so eine Art Volkssport. Selten sieht man jemanden kleine Mengen Bier kaufen - was auch wenig Sinn macht, denn die dänischen Rabatte für große Mengen treiben einem die Tränen in die Augen. Kauft man eine einzelne Flasche, dann kostet die ca. das Doppelte einer Flasche, die man in einem 30er Kasten erwirbt.

Die Liebe des Dänen zu seiner Bierflasche geht soweit, daß man z.B. diese sogar in größeren Mengen in einer Kühltasche erst auf den Turm der Erlöserkirche hoch- und dann von dort wieder herunterschleppt, um sich nach getanem Abstieg noch auf dem Kirchhof der Vernichtung selbigen Getränks zu widmen ...

Der Däne und sein Autoanhänger

Ein Däne ist nichts ohne seinen Autoanhänger. Ich schätze, daß ständig jeder vierte bis fünfte PKW in diesem Land mit einem Anhänger unterschiedlichster Sorte unterwegs ist, angefangen vom schubkarrengroßen Einachser für den Transport von 2 Bierkästen bis hin zum überschweren mehrachsigen Wohnanhänger. Undankbarerweise droselt das Anbringen eines Anhängers den Dänen auf eine erlaubte Maximalgeschwindigkeit von 70 km/h, weshalb unbehängerte PKWs fast ständig in der linken Fahrspur der Autobahn zu finden sind.

Der Däne und seine Geschwindigkeitsbegrenzungen

In Ortschaften gilt theoretisch eine Maximalgeschwindigkeit von 50 km/h, auf Landstraßen liegt diese bei 80 und auf Autobahnen bei 110 km/h.

An diese Maximalgeschwindigkeiten halten sich aber höchstens alte Dänen und Touristen, die vor den recht hohen Strafen für Geschwindigkeitsüberschreitungen gewarnt wurden - also wir. Der durchschnittliche Däne an sich kümmert sich einen Dreck um diese Geschwindigkeitsbegrenzungen. Wenn man sich als Tourist dabei ertappt, auf der Autobahn mit wahnsinnigen 120 km/h durch die Gegend zu cruisen und sich dabei schon wie ein Schwerverbrecher fühlt, bekommt man dann doch das Grübeln, wenn man ständig von Autos überholt wird, die schneller fahren, als man sich das selbst in Deutschland zutrauen würde ... Ausnahme bilden wie immer die PKWs mit Anhänger, denn diese nehmen sich dann schon mal etwas mehr Zeit und finden auch 50 km/h auf der Autobahn mehr als angemessen.

Erschwerend für den deutschen Autofahrer, der zu seinem Gaspedal doch ein eher digitales Verhältnis hat, kommt noch dazu, daß in Dänemark die Maximalgeschwindigkeiten sehr fein untergliedert sind. So findet man auf Autobahnen auch Strecken mit 100 und 90 km/h Begrenzung, auf Landstraßen gibt es 70er und 60er Strecken, und in Ortschaften findet man Unterteilungen in 40, 30 und 20 km/h-Zonen. Das alles führt zum Aufbau völlig neuer Muskelgruppen im Gasfuß, welche eine Feindosierung des Pedalhubes um wenige Millimeter und das Halten desselben überhaupt erst ermöglichen.

Positiv anzumerken ist, daß alles, was nicht wirklich als mindestens großes Dorf durchgeht, mit 60 und teilweise sogar 70 km/h durchfahren werden darf.

Ebenfalls viel detaillierter als in Deutschland sind dänische Straßenmarkierungen, welche fast durchgängig Rüttelstreifen am Rand, vor geschwindigkeitsgeminderten Zonen und auch vor den ebenfalls heißgeliebten Kreisverkehren (dort manchmal sogar in den auf den Straßenbelag aufgebrachten "Vorfahrt gewähren!"-Zeichen!) aufweisen. Sollte sich auf der Autobahn mal wieder ein Laster überschlagen haben, dann warnen Verkehrsschilder vor defekten Leitplanken, und zusätzlich werden Formel 1-ähnliche Reifenstapel errichtet.

Was mich am meisten entsetzt hat: Nach ca. 1,5 Wochen habe ich mich selber dabei ertappt, wie ich freiwillig auf einer Landstraße mit 50 km/h durch die Gegend zuckele ... Das wäre mir in Good Old Germany im Leben nicht passiert.

Der Däne und seine Parkbuchten

Dänische Landstraßen sind nicht die breitesten, aber sehr gut ausgebaut. Als zusätzliches Schmankerl findet man aller 1-2 km eine zum Parkplatz ernannte seitliche Ausbuchtung im Asphalt.

An schönen Tagen findet sich die gesamte dänische Bevölkerung in diesen Parkbuchten ein, um so eine Art landesweite "Reise nach Jerusalem" zu spielen. Es ist dann fast unmöglich, einen solchen unbesetzten Parkplatz zu finden. Die Stimmung auf die Spitze getrieben wird dort, wo sich an einem Landstraßenparkplatz ein Kiosk etabliert hat, denn dort hat der Däne nach 3 km Autofahrt endlich die Gelegenheit, wieder einmal ein kühles Bier zu trinken. Entsprechend beliebt und voll besetzt sind diese Luxus-Parkbuchten dann auch – es kommt Volksfeststimmung auf.

Der Däne und seine Ortsschilder

Ich kenne die dänische StVO nicht ganz genau, aber irgendwo da drin muß stehen, daß Ortsschilder und Ortswegweiser nicht höher als 1 m über der Fahrbahn angebracht werden dürfen. Da der durchschnittliche Randbewuchs dänischer Landstraßen etwa 80 cm hoch ist, wird das Erkennen von Wegweisern und Ortsschildern geradezu zur Glückssache, zumal an den wichtigsten Abzweigungen Wegweiser manchmal auch nur aus einer Richtung einsehbar sind.

Der Däne und seine Grünabfälle

Jeder Däne auf dem Land errichtet irgendwo auf seinem Grundstück oder Feld einen Haufen mit Grünabfällen, z.B. Bäume, Rasenmährückstände etc. Diese Haufen werden dann regelmäßig und in großer Stückzahl abgefackelt, so daß an manchen Tagen dutzende von Rauchfahnen kilometerweit übers Land wehen. Die extremste Form der Grünabfall-Verbrennung ist das hektarweise Abbrennen von nicht benötigtem Stroh noch auf dem Feld. Das verdunkelt das Land manchmal so sehr, daß einem die Pflicht zum Fahren mit Abblendlicht plötzlich erklärbar wird.

Der Däne und sein Flaschenpfand

Für fast alle dänischen Flaschen und Dosen besteht Pfandpflicht. Dafür lassen sich dänische Leergutautomaten auch mit Dosen füttern, was eine Rückgabe problemlos macht.

Tip: eine 1,5-l-CocaCola-Flasche kostet in Deutschland 15 Cent Pfand. Selbige Flasche in einen dänischen Leergutautomaten geworfen bringt eine Gutschrift von 4,25 Kronen (ca. 60 Cent). Das bedeutet je leerer Flasche einen Reingewinn von 45 Cent! Wer also noch Platz im Auto hat, kann sich bei 100 Leerflaschen mit diesen 300 % Gewinn einen lustigen Abend in einer dänischen Gaststätte machen.

(Nach berechtigtem Hinweis eines aufmerksamen Lesers habe ich folgenden Absatz fast unverändert noch hinzugefügt:)

Der Däne und seine Fahne

Der Däne liebt seine Fahne. Das führt dazu, daß er an allem, was auch nur entfernt an einen Fahnenmast erinnert (und sei es nur ein versehentlich stehengelassener Straßenbesen), seine Landesflagge befestigt. Große Teile Dänemarks sehen dadurch aus wie Berlin früher zum 1. Mai.

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